Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen

Was tun bei fehlendem Feedback in der Ausbildung?
Drei Fragen an Ausbildungsberaterin Sina Kröger

Man gibt in der Ausbildung sein Bestes, doch Feedback bleibt aus. Kein Lob? Keine Kritik? Das erschwert das Lernen. Wie du als Azubi mit fehlendem oder unprofessionellem Feedback umgehen kannst.
Für relativ viele Azubis legt ein Tarifvertrag fest, wie viel sie während ihrer Lehre verdienen. 2024 gab es dabei den höchsten Anstieg bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen seit 1996, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mitteilt. Azubis in tarifgebundenen Betrieben haben demnach 2024 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre hinweg 1133 Euro brutto im Monat und damit rund 70 Euro mehr verdient als 2023.

Du hast deine Ausbildung begonnen und eigentlich läuft alles gut? Du verstehst dich mit dem Ausbilder und den Kollegen? Die Arbeit macht Spaß? Also alles bestens eigentlich – nur eines fehlt: konstruktives Feedback. Die Folge: Du fragst dich womöglich, ob du auf dem richtigen Weg bist oder ob du eventuell etwas anders machen solltest.

Doch wie kann man während seiner Ausbildung kommunizieren, dass Feedback fehlt oder gar unprofessionell ist? An wen kannst du dich in so einem Fall wenden? Die Antworten kennt Sina Kröger. Sie ist Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin.

Warum ist Feedback während der Ausbildung so wichtig?

Feedback bietet in der Ausbildung Sicherheit, Gewissheit und Orientierung. Auszubildende können daraus Rückschlüsse auf ihre Tätigkeiten und Fortschritte ziehen und ihre Leistung besser einschätzen. Besonders in neuen Lernumgebungen ist ein realistischer Abgleich zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung richtungsweisend und motivierend.

Da es in der Ausbildung um das Erlernen eines Berufes geht, werden dort komplexe Tätigkeiten und fachspezifische Kenntnisse vermittelt, vor allem durch das Anleiten, Nachmachen und Wiederholen. Und dabei ist es ganz entscheidend, in den Übungs- und Lernsituationen auch Korrekturen vornehmen zu können.

Meiner Meinung nach ist es ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Dazu bedarf es Rückmeldungen, ob etwas richtig oder falsch gemacht wurde. Ziel des Feedbacks ist es, Veränderungen und Verbesserungen zu bewirken, ohne den Auszubildenden schlechtzumachen oder zu bestrafen. Feedback sollte immer konstruktiv, konkret, sachlich und respektvoll sein und einen festen Bestandteil im Berufsleben darstellen.

Welche Schritte können Azubis gehen, wenn sie feststellen, dass das Thema Feedback zu kurz kommt?

Regelmäßiges Feedback ist entscheidend für einen erfolgreichen Ausbildungs- und Entwicklungsprozess. Auszubildende sollten daher das Recht und den Mut haben, aktiv Feedback beim Ausbilder oder anderen vorgesetzten Personen einzufordern.

Im Rahmen des Berichtshefts müssen Auszubildende ohnehin regelmäßig Ausbildungsnachweise führen, was wöchentlich oder sogar täglich geschieht. Diese Berichte bieten eine gute Gelegenheit, die täglich erlernten Inhalte zu protokollieren und sie wöchentlich mit dem Ausbilder zu besprechen. Solche Gespräche ermöglichen es, über Fortschritte, Defizite und auch über die Berufsschule zu sprechen.

Und was können Azubis bei unprofessionellem Feedback tun?

Insbesondere bei unangenehmem oder unprofessionellem Feedback ist es wichtig, trotzdem ins Gespräch zu gehen und vielleicht noch einmal um Klärung zu bitten. Hierzu kann man auch Verbündete oder Verantwortliche als Unterstützung heranziehen, zum Beispiel kann man den Ausbilder um Rat und Support bitten.

Je nachdem, wie schlimm das Feedback ist, kann man sich auch an die Beratungsstellen wenden. So hat zum Beispiel jede IHK in Deutschland eine Ausbildungsberatung und eine Schlichtungsstelle. Um dem im Vorhinein entgegenzuwirken, sollte man sich vor Ausbildungsbeginn auch auf eine gemeinsame Feedback-Kultur mit dem Betrieb einigen, um die Erwartungen und das Verhalten in Bezug auf Feedback zu klären. Feedback sollte auch immer in einem bestimmten Rahmen erfolgen – nicht zwischen Tür und Angel.

Es ist zudem wichtig, dass man sich vorab erkundigt, auf wen man in bestimmten Situationen zukommen kann. Hierzu kann man sich an Kollegen wenden und nach Ansprechpartnern oder Mentoren fragen, die einen in der Ausbildung begleiten. Durch diese Vorbereitung kann man sicherstellen, dass man in Zukunft auch in schwierigen Situationen gut unterstützt wird.

 

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