Die 50-30-20-Regel hilft

Was du als Azubi im Umgang mit deinem Geld beachten solltest

Das erste eigene Gehalt einfach ausgeben? Damit bist du als Azubi nicht sonderlich gut beraten. Hier erfährst du, wo dein Geld gut aufgehoben ist und welchen Verführungen du besser nicht erliegen solltest.

682 Euro pro Monat: So viel verdienst du mindestens, wenn du in diesem Sommer in die Berufsausbildung startest. Falls du die Schule abgeschlossen und noch nie zuvor ein regelmäßiges Gehalt bekommen hast, ist das viel Geld. Wenn du noch zu Hause wohnst, kannst du das Geld unter Umständen für dich behalten. Eventuell musst du aber auch etwas zum Familienunterhalt beitragen. Unterm Strich sollte aber immer etwas übrig bleiben.

Mit dieser neu gewonnenen Freiheit musst du womöglich erst einmal umgehen lernen. Denn ausgegeben ist das Gehalt bis zum Monatsende schnell. Die Frage ist nur: Wofür? Im Folgenden einige Tipps, wofür du unbedingt Geld zur Verfügung haben und bei welchen Ausgaben du dich besser zurückhalten solltest.

Geld locker machen für Versicherungen

Vor existenziellen Risiken solltest du dich bereits als junger Menschen schützen. „Besonders wichtig ist daher schon für Auszubildende eine Privathaftpflichtversicherung“, sagt Professor Hartmut Walz von der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (Ludwigshafen). „Diese Versicherung leistet immer dann, wenn Dritte durch mein eigenes Fehlverhalten zu Schaden kommen.“ Die Schäden, die diese Versicherung reguliert, können dem Experten zufolge in die Millionen gehen, während der Versicherungsbeitrag für eine gute Police bisweilen bei unter 50 Euro pro Jahr liege.

Sinnvoll – aber kein Muss – sei zudem der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung, sagt Professor Michael Heuser vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). „Diese Police schützt vor den finanziellen Folgen, wenn Auszubildende und Beschäftigte ihrer Arbeit aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nachgehen können.“

Je nach Tarif und Absicherung kann die Versicherungsprämie hier bei mehreren Hundert Euro liegen. Bei Abschluss in jungen Jahren sind die Beiträge allerdings noch niedriger. „Weil diese Versicherung sehr erklärungsbedürftig ist und viele Stolpersteine beinhaltet, sollten Laien sich unbedingt fachkundig beraten lassen“, so Heuser.

Finanzen

Von deinen ersten Monatsgehältern sparst du dir als Azubi laut Heuser am besten zunächst eine Geld-Reserve zusammen, auf die du schnell zugreifen kannst – zum Beispiel, wenn eine unvorhergesehene Reparatur ins Haus steht oder das Smartphone ersetzt werden muss. „Dieses Polster sollte ungefähr bei drei bis sechs Nettomonatsgehältern liegen und am besten auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto oder einem Festgeldkonto mit kurzer Laufzeit geparkt werden.“

Erst, wenn du dieses Geld beisammen hast, kannst du dich an deine Altersvorsorge machen. „Ein Muss ist das zwar nicht, der Berufsstart ist dafür aber ein guter Zeitpunkt“, sagt Volker Schmidtke von der Verbraucherzentrale Berlin. Eine Möglichkeit dafür: Ein Sparplan auf einen breit streuenden Indexfonds (ETF) wie zum Beispiel den MSCI World. Je nach Anbieter kannst du das hierfür erforderliche Depot so Monat für Monat schon mit ein- oder niedrigen zweistelligen Beträgen besparen. Wird es finanziell mal knapp, kannst du den Sparbetrag auch verändern oder ganz aussetzen.

Sofern ein Anspruch besteht, solltest du dir während deiner Ausbildung eines aber auf keinen Fall entgehen lassen: die vermögenswirksamen Leistungen (VL). Viele Arbeitgeber fördern den Vermögensaufbau ihrer Beschäftigten laut Heuser mit Zuschüssen von bis zu 40 Euro pro Monat. Dieses Geld kannst du dir als Azubi direkt in einen VL-Vertrag, einen VL-Fondssparplan oder einen VL-Bausparvertrag einzahlen lassen. Obendrauf kommt womöglich die staatliche Arbeitnehmer-Sparzulage. Eine Nachfrage im Betrieb lohnt sich.

Weniger empfehlenswert sind Ausgaben für Konsum

Wenn du als junger Mensch plötzlich Geld verdienst, hast mit einem Mal Möglichkeiten, die vorher nicht da waren. Ein schönes Handy, Markenklamotten, ein teures Fahrzeug oder die eigene Wohnung können da schon verlockend sein. Walz empfiehlt Auszubildenden jedoch dringend, solchen Reizen zu widerstehen, „weil sie letztlich nur prestigeträchtig, aber vollkommen verzichtbar sind“.

Auch von teuren Urlauben und Luxus-Fitnessstudio-Verträgen solltest du laut Heuser während der Ausbildung besser die Finger lassen: „Erst recht, wenn der Konsum auf Pump finanziert ist – also ein Kredit dafür aufgenommen oder das Konto überzogen werden muss.“ Ein solches Verhalten kann Walz zufolge in die Überschuldung führen.

Zusätzliche Versicherungen

„Unnötige Versicherungsabschlüsse sollten Berufsstarter unterlassen“, sagt Schmidtke. Dazu zählt der Verbraucherschützer Policen für Elektronikgeräte wie das Smartphone, Tablet oder Notebook. Sie sind vergleichsweise teuer, versichern aber ein überschaubares Risiko. „Geht etwas davon zu Bruch, sollten Auszubildende besser auf ihr finanzielles Polster zurückgreifen“, so Schmidtke.

Zudem macht es Heuser zufolge Sinn, sich zum Ausbildungsbeginn mit den Eltern zusammenzusetzen und zu prüfen, welcher Versicherungsschutz bereits besteht. „Auszubildende, die noch zu Hause wohnen, sind in der Regel über die elterliche Privathaftpflichtversicherung geschützt“, erklärt der Fachmann. „Eine eigene Absicherung ist deshalb unnötig.“

Altersvorsorge

Von unflexiblen Altersvorsorgeprodukten wie der Rürup-Rente rät Schmidtke Heranwachsenden ebenfalls ab. Hier fielen zu Beginn der Laufzeit gleich sehr hohe Kosten an. Und Berufsanfänger könnten noch gar nicht absehen, welche Möglichkeiten sie später haben, welche Ziele sie verfolgen wollen. „Oft erweist sich eine schon abgeschlossene Rentenversicherung dann als Fehler“, so der Verbraucherschützer.

Bleibt die Frage, über welchen Teil deines Gehalts du als Azubi frei und bedenkenlos verfügen kannst beziehungsweise solltest: „Die Antwort hängt stark davon ab, ob die Azubis wirklich weitgehend für ihre eigenen Lebenshaltungskosten aufkommen oder daheim Kost und Logis völlig gratis erhalten“, sagt Walz. Denn die finanziellen Möglichkeiten sind dann komplett unterschiedlich.

In beiden Fällen könne man sich als Azubi aber eine Art Taschengeld genehmigen, über das man nach Lust und Laune selbst verfügen könne, so Heuser: Zum Beispiel fürs Ausgehen, für Einkäufe, Kinobesuche, Ausflüge und sonstiges.“ Der Fachmann rät zu einer Größenordnung von 90 bis 100 Euro im Monat.

Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen gibt Auszubildenden folgende Faustformel an die Hand, mit der auch andere Beschäftigte gut beraten sind: die 50-30-20-Regel. Demnach sollten mit ungefähr 50 Prozent des Gehalts sämtliche Fixausgaben wie Miete und Rechnungen bezahlt sein. 30 Prozent können für persönliche Bedürfnisse wie Hobbys und die Freizeitgestaltung ausgegeben werden, weitere 20 Prozent sollten fürs Sparen verwendet werden.

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